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Was wirklich zählt!

Erfolgreich, aber nicht reich

Sie arbeiten hart für ihren Erfolg, verdienen damit aber nur wenig. Deshalb müssen sie oft neben ihrer Karriere noch einem zweiten Beruf nachgehen. Was treibt Sportler:innen, Content Creators und Musiker:innen an, wenn es nicht das Geld ist?

Simona
Aebersold

Patrick
Scherz

Caroline
Alves

Eine der erfolgreichsten Orientierungsläuferinnen der Welt: Simona Aebersold in ihrem Element. Foto: Rémy Steinegger

Wie die meisten, die an der Weltspitze laufen, komme auch ich aus einer «OL-Familie». Diese Unterstützung macht vieles einfacher – auch finanziell. Denn von den Preisgeldern kann man im OL-Sport nicht leben. Bei Weltmeisterschaften gibt es keine Preisgelder, höchstens eine Prämie des Verbands. Eine Ausnahme war die Heim-WM 2023, die ich gewonnen habe, da gab es 2000 Franken. Kein Vergleich mit den Fussballerinnen. Da ich die meiste Zeit des Jahres in Trainingslagern oder unterwegs zu Wettkämpfen bin, wohne ich noch zu Hause. Zum Leben brauche ich nicht viel Geld, aber doch einiges für den Sport: Ausrüstung, Trainer, Mentalcoach, Physiotherapeutin, Reisen usw. Deshalb bin ich auf meine Sponsoren angewiesen, die mir zum Glück schon seit vielen Jahren treu sind.

 

Porträtfoto: Sandro Anderes

2022 wurde Patrick Scherz mit dem Smile Swiss Influencer Award als bester Newcomer ausgezeichnet. Bild: David Biedert Photography

Ich habe während der Corona-Zeit damit angefangen, Clips auf TikTok hochzuladen. Die fand offenbar nicht nur ich lustig, und so ist meine Community konstant innerhalb von zweieinhalb Jahren auf über 60 000 Follower:innen auf TikTok und über 15 000 auf Instagram gewachsen. Mit dem Erfolg wurden auch verschiedene Firmen auf mich aufmerksam. Nur von Social Media könnte ich aber nicht leben. Es ist mehr ein bezahltes Hobby. Viel wichtiger als das Geld, das ich sowieso wieder in Technik und Requisiten für neue Videos stecke, sind mir die Erlebnisse, die mir diese Kooperationen ermöglichen. Ich habe das Glück, dass ich einen 80%-Job habe, der mir die finanzielle und zeitliche Freiheit gibt, in meiner Freizeit weiter eigene Inhalte zu produzieren. Mein Tipp an alle da draussen, die auch Content kreieren wollen: Ob Kooperation oder Unterstützung, traut euch einfach, zu fragen. Das Schlimmste, was euch passieren kann, ist bloss, dass jemand Nein sagt. Meine Erfahrung ist aber, dass sich sehr viel öfter neue Möglichkeiten eröffnen.

Mit ihrem typischen Sound zwischen Pop, Trip-Hop, Soul und Jazz gewann Caroline Alves 2021 den Swiss Music Award als «Best Talent». Bild: Valentin Florimonte

Zeit und Energie für die Musik sind mir gerade wichtiger als ein gut bezahlter Vollzeitjob. Den hatte ich auch einmal, doch mir fehlte abends die Kraft, Musik zu machen, wie ich es gerne getan hätte. Diese Freiheit hat aber ihren Preis. Ich lebe in einer kleinen Wohnung, reise nur, wenn es mit der Musik zu tun hat, und kann mir nicht die gleichen Dinge leisten wie viele meiner Freundinnen und Freunde. Als Künstler:in ist es in der Schweiz nicht leicht, unabhängig zu sein. Es gibt keine Unterstützung, wie Pensionskasse oder Arbeitslosenhilfe, während der Corona-Jahre hat sich gezeigt, wie wichtig das wäre. Ich lebe von öffentlichen und privaten Konzerten, Preisen sowie Tantiemen der Suisa für meine Songs. Daneben arbeite ich immer mal wieder für einige Monate in einem «normalen» Job. Einer meiner grössten Erfolge bis jetzt war sicher, dass ich zweimal als Vorband von Coldplay im Stadion Letzigrund auftreten durfte und dafür auch sehr korrekt bezahlt wurde. Wahrer Luxus wäre für mich deshalb, das zu tun, was ich liebe, und gleichzeitig finanziell abgesichert zu sein.