Der Lohn ist natürlich wichtig. Aber man weiss, dass den Arbeitnehmenden auch andere Aspekte der Arbeit wichtig sind. Dies dürfte zum Teil auch dazu führen, dass sie sich um Stellen bewerben – oder bei einem Unternehmen bleiben –, obwohl sie andernorts mehr verdienen könnten. Dies ist einer der Gründe, warum Arbeitnehmende nicht unbedingt den Lohn erhalten, der ihrer Produktivität entspricht.
Geld allein ist nicht alles
Wie attraktiv eine Stelle ist, hängt nicht nur vom Lohn ab. Auch die Arbeitsbedingungen sind wichtig. Dr. Daniel Kopp, Arbeitsmarktexperte bei der KOF Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich, über die Gründe, warum manche Menschen freiwillig weniger verdienen, als sie theoretisch könnten, und warum Arbeit auch die Lebensqualität steigert.
Herr Kopp, ist der Lohn nicht ein wichtiger, wenn nicht der wichtigste Grund, zu arbeiten?
Und warum ist das so?
Gibt es auch das Gegenteil? Also, dass man für einen höheren Lohn Nachteile in Kauf nimmt?
In den Wirtschaftswissenschaften gibt es die Theorie der kompensierenden Lohndifferenziale. Sie besagt, dass hohe Löhne ein Ausgleich für unangenehme Arbeitsbedingungen sind. Doch abgesehen von einigen wenigen Sektoren wie Bergbau, Ölplattformen, Militär oder NGOs gibt es wenige Belege dafür, dass Jobs mit hohen Löhnen schlechtere Arbeitsbedingungen aufweisen – eher im Gegenteil.
Warum ist die Frage nach dem Lohn dennoch für viele Menschen wichtig?
Die Löhne sind also ein sehr wichtiger Faktor für den Lebensstandard eines Haushalts. Was trägt denn sonst noch zum Haushaltseinkommen bei?
Und das Nichtarbeitseinkommen?
Geld allein ist zwar nicht alles, aber hat der Lohn auch Einfluss auf die Lebensqualität?
Was kann wichtiger als ein hoher Lohn sein?
Der wichtigste Grund, eine Lohneinbusse in Kauf zu nehmen, ist die Pendeldistanz. Nah am Wohnort zu arbeiten und nicht täglich stundenlang im ÖV oder Auto zum Arbeitsplatz unterwegs zu sein, sorgt für eine höhere Lebensqualität.
Auch der Wunsch nach individueller Gestaltung der Arbeitszeit kann wichtiger als der Lohn sein. Teilzeitmodelle, Jobsharing oder Jahresarbeitszeiten sind Möglichkeiten, weniger oder flexibler arbeiten zu können.
Ein weiterer Grund sind sogenannte Fringe Benefits. Also Lohnbestandteile, die nichts mit Geld zu tun haben, wie beispielsweise ein GA, ein Dienstwagen oder ein Firmenhandy.
Wenn die Teamkultur besonders gut ist, das Unternehmen einem am Herzen liegt oder aus Kolleginnen und Kollegen sogar Freundinnen und Freunde werden, überlegt man es sich zweimal, ob man die Stelle für einen höheren Lohn wechseln möchte.
Nicht zuletzt ist es so, dass wer in einem sinnstiftenden Beruf arbeitet oder darin ihre bzw. seine Berufung gefunden hat, öfter bereit ist, auf einen höheren Lohn zu verzichten.